Im nördlichsten Teil der Tschechischen Republik zwischen Elbsandsteingebirge und Lausitzer Gebirge „gequetscht“, liegt das Böhmische Niederland, auch bekannt als Schluckenauer Zipfel.
Die einst dicht besiedelte Region wurde nach der Vertreibung der ehemals ansässigen Deutschböhmen 1945 in einem geringeren Maße neu besiedelt. Heute liegt die Bevölkerungsdichte nur noch bei einem Siebtel des Vorkriegsstands. Das hatte zur Folge, dass einige Ortschaften im Zipfel ganz aufgeben wurden. Beim Besuchen dieser fast pittoresken Kulturlandschaft stößt man vielerorts auf Relikte und Fragmente ihrer wechselvollen Vergangenheit.
Seit dem Dreißigjährigen Krieg erfuhr Böhmisch Niederland eine starke Prägung durch den Katholizismus, diese hat sich in Form von barocken Kirchen, Kreuzgängen, Kapellen, Friedhöfen und Wallfahrtsorten bis heute erhalten.
Mich bewegt die Mischung aus malerischer Landschaft, aus kultureller Vergangenheit und Zukunft. Aus diesen Grund zieht es mich immer wieder für ein paar Tage in den Schwarzen Winkel (ein weiterer Name dieser Region, der wohl auf die religiöse Vergangenheit anspielt). Besonders im Herbst, wenn Landschaft und Dörfer in leichten Nebel getaucht sind und in den Ortschaften der Geruch von den verheizten Braunkohlebriketts in der Luft liegt, entsteht eine melancholische, aus der Zeit gefallene Stimmung.
Die Bilder meines letzten Besuches des Zipfels entstanden allerdings bei strahlenden Sonnenschein und zeigen Fragmente einstiger deutscher Friedhöfe.