Venedig im Herbst 2021

Wenn man an Venedig denkt, hat man oft spontan die gleichen Bilder im Kopf. Schnell schweifen die Gedanken zu Rialtobrücke, Markusplatz, Gondeln, Kreuzfahrtschiffe (diese Gott sei dank nur noch im Geiste), Tauben und unglaublichen Besucherströmen.

Dabei steckt hinter Kirchen, Museen und Weltkulturerbe auch ein einzigartiges Stadtleben.
Mich zieht es eher in den kälteren Jahreszeiten in die Lagunenstadt. Im Spätherbst reisen weit weniger Menschen nach Venedig und lassen den Besucher die Stadt anders erleben. Bei Streifzügen durch Venedigs Altstadt-Labyrinth, bei einen Espresso oder Spritz in einer der zahlreichen Bàcari oder auf dem Mercato di Rialto taucht man ein ins städtische Leben der Venezianer und erlebt die Vielschichtigkeit dieser Stadt. Eine Vielschichtigkeit, die sich im Alltäglichen zeigt. In der Müllabfuhr und Warenlieferungen, die ungewohnt auf Booten und Karren erfolgen. Im Leichenzug, der durch die Enge der Stadt, fester, präsenter Bestandteil des öffentlichen Lebens ist. Oder im normalen Leben früh morgens auf dem Fischmarkt.

Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten sind natürlich auch im Herbst gut besucht, obschon man nicht so lang für einen Besuch des Markusdomes anstehen muss, wie wohl im Sommer. Auch werden die bekanntesten Orte, zu Sonnenauf- und Untergang, von vielen Photographen abgelichtet, wahrscheinlich unabhängig von Wetter und Jahreszeit. Eine Überfahrt im Traghetto, Gondeln, die Fährfahrten über den Canal Grande anbieten, kann man allerdings mit ein wenig Glück für sich allein haben. Santa Maria della Salute an der Einfahrt zum Canal Grande wird man Ende November eher nicht als einsamen Ort vorfinden. Zum Festa della Madonna della Salute, jedes Jahr am 21. November, wird dem Ende der schweren Pestwellen der Jahre 1630 und 1631 erinnert. Unzählige Venezianer kommen in die Basilika, um Kerzen zu entzünden oder besuchen die Dankesprozession und die jährlich extra dafür errichtete Brücke über den Canal Grande. Für mich lädt Venedig jedes mal ein, auch die lebendige Stadt hinter dem „Touristen-Museum“ bewusst zu erleben.

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