Wahrscheinlich existiert weltweit kein zweiter Ort, an welchen Menschen so viele Kreuze gebracht haben, wie an den kleinen Hügel in der Nähe der litauischen Stadt Siauliai. Um die Entstehung des „Berg der Kreuze“ ranken sich viele Geschichten und Legenden.
Eine Geschichte erzählt von einem Kranken, der nach seiner Genesung hier zum Dank ein Kreuz errichtete. Eine andere Überlieferung berichtet, dass der Fürst von Vilnius vor 300 Jahren hier ein Kreuz aufstellen ließ, da ein Gerichtsprozess in Riga gegen einen anderen Fürsten für ihn positiv ausfiel. Wirklich belegbar sind die Legenden zur Entstehung des Wallfahrtsortes nicht. Es ist anzunehmen, dass der Ort auf eine weitaus längere Geschichte zurückblicken kann. Im Mittelalter soll der Hügel bereits mit der Burg Jurgaičiai besiedelt gewesen sein. Diese fiel 1348 Kreuzrittern zum Opfer.
Die Gründe für die Errichtung der Kreuze stand immer im engen Zusammenhang mit der gesellschaftlichen und politischen Gegenwart. 1953 wurden viele Kreuze für die litauischen Opfer der sowjetischen Gulags errichtet. In der Folgezeit wurde der Hügel ein Symbol gegen die kommunistische Fremdherrschaft. 1961 wurde der Ort von den Machthabern das erste Mal zerstört. Bulldozer walzten Kreuze nieder, Holzkreuze wurden verbrannt, Steinkreuze zerschlagen und Metallkreuze landeten im Schrott. 1973, 1974 und 1975 erfolgten weitere Zerstörungswellen, aber die Kreuze kamen immer wieder.
Heute kommen Pilger und Touristen, um mit der Niederlegung eines Kreuzes einen Wunsch zu äußern oder um für etwas zu danken. Einigen Quellen zu Folge soll die Zahl der Kreuze inzwischen über 50000 betragen, mit Rosenkränzen wohl über 100000. Eine annähernd exakte Zahl ist nicht bekannt und täglich kommen neue Kreuze hinzu.